Das Kreidedreieck

                 

 

Die Personen:

Herr X

Der Sekretär

Der Mann

Die stumme Frau

Der Propagandist

Die Frau mit dem Korb

Der formal gekleidete Mann

 Bühne: Ein Raum, eine kleine Halle etwa eines bekannten oder unbekannten Ortes. Ein Schreibtisch und ein Stuhl, beides klein, rechts nahezu in der Tiefe der Bühne. Vier andere Sitze rings um einen trapezförmigen Tisch, von der die größere Unterseite vorne zur Bühne zeigt. Auf den Tisch ein blaues Glas voll mit Wasser. Ein Schemel steht im Vorderteil der Bühne. Ein roter Mülleimer ist vorne links ganz zu sehen. Eine Tribüne steht rechts vorne. Es gibt auch einen Ziegelstein, der zwischen Mülleimer und Tribüne hervorragt.

Der Sekretär sitzt am kleinen Schreibtisch und schreibt. Ein Mann kommt herein.

Mann: Hallo.

Sekretär: (nickt) Hmm??

Mann: Ist... Herr X da?

Sekretär: Nein.

Mann: Übrigens wollte ich fragen, wann?

Sekretär: (überrascht und in einer bedrohlichen Weise) was?!

Mann: Wann?!

Sekretär: Was?!

Mann: Wann kommt er? (hoffnungslos)

Sekretär: Nie.

Mann: Ist jemand anstelle von ihm gekommen?

Sekretär: Nein.

Mann: Dann sollte hier geschlossen sein?!

Sekretär: (wieder bedrohlich) wer hat das gesagt?

Mann: Verzeihen Sie mir bitte, ich hatte keine besondere Meinung.

Sekretär: Oh,  ja. (er nickt.)

Mann: Wie kann ich ihn treffen?

Sekretär: (jetzt ungeduldig) Unmöglich!

Mann: Wenn ich einen Brief schreibe, dann...

Sekretär: Möglicherweise.

Mann: Dann gibt es ein wenig Hoffnung. Grade während eines Augenblicks dachte ich, dass aller, alles geendet hätte.

Sekretär: Ja?!

Mann: Ich sollte sagen, dass es Klatsch draußen gibt.

Sekretär: (in einer bedrohenden Weise) Und?

Mann: (mit einem offensichtlichen Lächeln) das ist alles!

Der Sekretär hustet und fährt im schreiben fort. Der Mann setzt sich auf einen der Stühle. Er holt ein Papier aus seiner Tasche und fängt an, zu schreiben.

Eine Pause. Eine Frau kommt herein. Sie hustet und steht vor dem Schreibtisch. Die Frau ist stumm.

Sekretär: Ja?

Die Frau holt einen Brief aus ihrer Handtasche und reicht ihn den Sekretär.

Der Sekretär öffnet den Brief und liest.

Sekretär: Haben Sie eine Verabredung?

Die Frau nickt in Zustimmung.

Sekretär: Seit wann ist das so?

Die Frau zeigt mit ihren Fingern zweimal zehn und hält dann fünf Finger der einen Hand in die Höhe.

Sekretär: Fünf und zwanzig Tage?

Die Frau nickt.

Sekretär: (verärgert) Haben Sie kein Schamgefühl? Wir haben strengere Fälle hier (zeigt zum sitzenden Mann)...gerade fünfundzwanzig Tage!

Mann: Schauen Sie! Mein sehr verehrter, ich möchte mich bei Ihnen bedanken. (er wickelt seinen roten Schal um den Hals)

Sekretär: Wofür?

Mann: Ich hatte eine falsche Vorstellung von Ihnen, aber Sie verteidigten meine Rechte.

Sekretär: Und?

Mann: (er steht respektvoll) Sie sind wirklich ein respektvoller Mann.

Sekretär: Verderben Sie es sich nicht, setzen Sie sich wieder hin!

Die stumme Frau versucht, etwas zu sagen.

Sekretär: Sprechen Sie nicht weiter, meine Dame. Sie sprechen zuviel. Bitte, setzen Sie sich!

Er gibt der Frau den Brief zurück. Die Frau setzt sich hin.

Stimme eines Propagandist von der Außenseite: Sie, die Menschen, Sie, die vorwärts hasten und alles zerstören, kommen Sie und bereuen Sie!

(Propagandist kommt herein. Er trägt zwei große Schilder, eines vorne auf der Brust und das andere auf seinem Rücken. Er trägt einen alten zerrissenen Hut wie eine Kreissäge. Auf die Schilder ist die Phrase „Bereuen“ in verschiedenen Sprachen zu lesen)

Propagandist: Dieses ist das Gesicht des unwürdigen Kindes von Adam, ein mustergültiges Gesicht, lassen sie uns nicht bitten, lassen sie uns nicht neugierig sein, da wir nicht für das Fragen nach dem „Warum“ geschaffen werden. Bereuen sie, bereuen sie. Ich spreche mit Ihnen, meine sehr geehrten Damen und Herren; bitte betrachten Sie sich nicht als eine Warteperson. Der Weg zum Bereuen ist für jeden geöffnet.

Der Sekretär  und der Mann stehen respektvoll. Der Propagandist holt einige Stücke eines Spiegels aus seiner Tasche und gibt dem Mann ein Stück. Dann gießt etwas Wasser auf die Hände des Mannes aus einem Glas. Er  tut dasselbe mit dem Sekretär. Danach geht er zur stummen Frau. Die Frau sitzt immer noch. Er möchte ihr ein Stück des Spiegels geben, aber sie steht besorgt auf und entweicht sich nach hinten zurückziehend.

Propagandist: Fürchten Sie sich nicht, liebe Dame, Sie werden Ruhe finden, wenn Sie bereuen.

Die Frau weist ihn mit heftigen Bewegungen ihres Kopfes zurück.

Sekretär: Schauen Sie, meine Dame, es ist nicht furchtbar, nehmen Sie nur ein Stück des Spiegels. (die Frau verweigert noch einmal.) Wünschen Sie nicht zu bereuen?

Die Frau zeigt ihre Ablehnung durch eine Bewegung ihres Kopfes.

Mann: Oh' Gott, welch großes Unglück. (zum Propagandisten) Bitte, Exzellenz Seien Sie gnädig mit ihr. Sie ist stumm. Sie hat einen Vorwand.

Propagandist: (verärgert) Ja, ich verstehe. Sie ist stumm, aber sie ist nicht taub.

Mann: Das Problem ist, dass sie es verstehen sollte. Eigentlich ist sie nicht hier wegen ihres Verständnisses.

Propagandist: (durchdacht und ziemlich überzeugt) Ja, ein gutes Argument, das kann wohl überzeugen, denn Eigentlich sind wir nicht hier, weil wir verstehen!

Sekretär: (er hustet absichtlich.)Sir, das Thema ist ziemlich ernst. Finden Sie bitte eine Lösung so schnell wie möglich.

Propagandist: O.K., da stimme ich zu. (zum Sekretär) Ist Herr... da?

Sekretär: Nein, er ist nicht da.

Propagandist: Dann, Ich sollte...

Sekretär: Ja,  Sie sollen einen Brief schreiben, allerdings brauchen Sie Keine Verabredung. Nehmen Sie Platz bitte.

Der Propagandist setzt sich auf einem Schemel vorne in der Mitte der Bühne und fängt an, den Brief zu schreiben. Eine Pause. Stumme Frau geht nach vorne Bühne und versucht etwas, zu erklären, in dem sie Bewegungen macht wie Puppe

Aus einem Lautsprecher ertönt eine Stimme.

Erzählung Stimme: Eine Frau hinter einer Wand beobachtet uns, sie ist hungrig, ihre Kinder sind am Verhungern, sie sollte einkaufen gehen.

Eine Frau mit einem Korb späht von hinten durch die Wand. Die stumme Frau wiederholt mit ihren Bewegungen ihren Satz.

Mann und Sekretär und Propagandist: (alle zusammen) ja?! (überrascht und schreiend) ist sie hungrig? Ooooh!

Mann: Meine Herren, es ist nicht absolut merkwürdig, aber dieses Thema kann weiter ausgeführt werden.

Sekretär: Ja, Freunde. Machen Sie es nicht kompliziert.

Der Sekretär  zeigt auf die Frau und gestikuliert ihr, dass sie einen Brief schreiben soll.

Propagandist: Vergessen Sie nicht zu bereuen.

Mann und Sekretär: Selbstverständlich!

Die Frau mit dem Korb kommt herein und setzt sich vor den Propagandisten. Propagandist gibt ihr ein Stück des Spiegels. Dann gießt er etwas Wasser auf ihre Hände.

Propagandist: Sind Sie verheiratet?

Frau mit dem Korb: Nein.

Propagandist:Entschuldigen Sie mich bitte! (er grinst)Dann, wer sind die Kinder?

Frau mit dem Korb: Sie sind die Kinder meines Ehemanns.

Propagandist: Dann sind Sie angeheiratet!

Frau mit dem Korb: Sie sind ein kluger Mann.

Propagandist: Ihr Problem ist, was die Stumme Frau gesagt hat?

Frau mit dem Korb: Ich bin unschuldig. (sie beginnt zu weinen; sie holt einem Brief aus ihrem Korb.)

Propagandist: Allerdings, Sie haben bereut!

Die Frau mit dem Korb und der Propagandist fangen an, leise miteinander zu sprechen; ihre Stimmen werden nicht mehr gehört.

Mann: Ich hoffe, alles wird gut!

Sekretär: Wie wird "Verzweiflung" geschrieben, mit "V" oder "F"?

Mann: Mit "V" und "F".

Sekretär: Merkwürdig!

Die stumme Frau geht vorwärts und sitzt zwischen dem Propagandist und der Frau mit dem Korb.

Frau mit dem Korb:  Der Fluch Gottes komme über mich!

Propagandist: Sorgen Sie sich nicht. Dieser Mann hat mir erklärte, dass sie stumm ist. (fährt fort, mit der Frau mit dem Korb zu sprechen.)

Ein formal-gekleideter Mann kommt auf die Bühne, sammelt die Briefe ein und tritt ab.

Mann: (zum Sekretär) Verzeihen Sie mir, ich habe verstanden, dass Sie dem Mann Ihren Brief auch gegeben haben.

Sekretär: Ja, und?

Mann: Aber, haben Sie einen Antrag?

Sekretär: Ja, Ich hatte einen Antrag, den ich schriftlich wieder weiter stellen musste. Hier gibt es Keinen Unterschied zwischen mir und anderen. Alle sollten gleich sein.

Mann: (er lächelt.) wie aufregend!

Plötzlich schreit die stumme Frau, als ob sie durch die Wörter schockiert worden wäre, die zwischen dem Propagandisten und der Frau mit dem Korb ausgetauscht werden. Sie läuft erregt nach vorne. Sie schreit noch einmal und möchte etwas durch Gesten sagen.

Frau mit dem Korb: Sie erklärten mir, dass sie taub ist!

Propagandist: Nein, ich habe Ihnen erklärt, dass sie stumm ist!

Frau mit dem Korb: Das ist ja noch schlimmer!

Propagandist: Wenn sie es wünscht, kann alles für sich behalten. (die Frau mit dem Korb wirkt verdutzt.) sie hat keine Zunge, zu sprechen!

Frau mit dem Korb: Sie spricht frei in ihren Gesten! (Der Sekretär versteht etwas von dem Gesten der stummen Frau.)

Sekretär: (zum Propagandisten) Eigentlich ist das bei einem Mann wie Ihnen ausgeschlossen!

Propagandist: Vergessen Sie nicht, mit wem Sie sprechen.

Mann: Selbstverständlich. Aber etwas kann von ihr berichtet werden.

Propagandist: (zur stummen Frau) sie hat noch nicht bereuet, wie können wir an ihre Wörter glauben?

Sekretär: (zur stummen Frau) Ja, es kann weiter geführt werden, schreiben Sie es bitte unten.

Die stumme Frau beginnt ihre Puppenbewegungen. Die erzählende Stimme ist wieder zu hören.

Erzählung Stimme: Eine Frau kam hinter einer Wand hervor, sie lächelte, sie kam bei der Weide an und war sehr glücklich, sie glaubte nicht mehr hungrig zu sein, aber die Kinder warten, die Kinder haben immer noch Hunger.

Frau mit dem Korb: (schreit) Fluch auf mir! Ich bin getäuscht worden. Meine Kinder sind hungrig.

Propagandist: Mein Herr, (zum Sekretär) ich habe eine Klage gegen sie!

Sekretär: Aber, es ist sie, die Zivilklägerin ist.

Propagandist: Erklären Sie mir, Sie zahlen Ihre Steuern rechtzeitig?

Sekretär: Allerdings  weiß ich nichts in dieser Hinsicht!

Mann:  Sehr verehrter, bedrohen Sie ihn nicht!

Propagandist: Ich habe verstanden. Sie sollten für Ihre Sozialversicherung Gebühr zahlen. Es ist für Sie besser...

Mann: Ja, Sie haben Recht. Manchmal bin ich zu aufgeregt. Begnadigen Sie mich bitte.

Der formal gekleidete  Mann kommt herein, ein Papier in seiner Hand. Er gibt das Papier dem Propagandisten und flüstert ihm etwas zu.

Formaler gekleideter Mann: Sehr geehrter Herr, bitte, wenn es möglich ist, nehmen Sie Platz. (er führt ihn zu Platz des Sekretärs setzt sich und der Sekretär  geht und setzt sich dorthin, wo der Propagandist saß.

Propagandist: Das Gericht fängt mit seiner Arbeit an. Erheben sie sich bitte. (der formal-gekleidete Mann verschwindet.)

Mann: Wer ist Angeklagte?

Propagandist: (zur Frau mit dem Korb)Die Dame.

Sekretär: Was ist ihre Sünde?

Propagandist: (zur Frau mit dem Korb) Hunger!

Frau mit dem Korb: Ich bin unschuldig.

Propagandist: (zur stummen Frau)und sie ist Sprecher des Gerichts.

Mann: Ich wollte... (er möchte weggehen.)

Propagandist: Sie sollten als Zeuge hier bleiben.

Mann: O.K., bleibe ich.

Sekretär: Und ich?

Propagandist: Sie dienen als Sekretär in Ihrem vorhergehenden Posten.

Sekretär: Ich danke Ihnen, Sir.

Die Bühne verändert sich zu einem Gerichtsaal.

Frau mit dem Korb: (sie schreit)Ich bin unschuldig, ich bin unschuldig.

Propagandist: Ja, zuerst sagt das jeder!

Sekretär: Erklären Sie uns, bitte, wie alles anfing (die Frau mit dem Korb zögert). (Sekretär wiederholt ihren Satz.) Und wann fing es an?

Frau mit dem Korb: Als ich verstand, dass ich nicht essen kann.

Mann: Das ist ein Problem mit ihrem Geschmack.

Propagandist: Sie hätten  weniger essen müssen!

Frau mit dem Korb: Sie haben mich missverstanden. Ich hatte nichts zu essen.

Propagandist: Vergessen Sie nicht: alles, was Sie sagen, wird registriert!

Frau mit dem Korb: Ist es wirklich eine Sünde?

Propagandist: Das Ablehnen zu essen ist keine Sünde, aber Nachlässigkeit ist eine Sünde.

Frau mit dem Korb: Nachlässigkeit!? Aber ich tat alles, was ich tun konnte.

Mann: Sie lügen. Können Sie es überhaupt beweisen?

Propagandist: Ein guter Punkt, Sehr verehrter. Ich bin stolz auf Ihre Intuition.

Frau mit dem Korb: Aber wie kann ich es beweisen?

Sekretär: Kreidekreis!!

Propagandist: Aber dieser gehört zur kaukasischen Tradition. Es ist nicht möglich.

Sekretär: Gut, wir verändern ihn zu einem Dreieck.

Propagandist: Es ist möglich. Es ist kein großer Unterschied. Bitte, tun Sie es,  Sprecher des Gerichts.

Die stumme Frau zeichnet mit einem Stück Kreide ein Dreieck und setzt einen Ziegelstein in seine Mitte.

Frau mit dem Korb: Entschuldigen Sie mich. Kann ich fragen, warum den Ziegelstein?

Propagandist: Es spielt keine Rolle. Nehmen Sie bitte an, dass es ein Laib Brot ist!

Mann und Sekretär: Bravo! Bravo! (sie verneigen sich.)

Propagandist: Jede Stelle ist frei. Bitte, gehen sie an Ihren Platz!

Sekretär: Mit Ihrer Erlaubnis. (Der Sekretär, der Mann und die stumme Frau stehen, jeder, in einem der drei Ecken.)

Propagandist: Meine Dame, bitte.

Frau mit dem Korb: Wo soll ich stehen?

Propagandist: Sie sollten warten, bis die anderen ihre Plätze eingenommen haben. Der einzige leere Platz gehört Ihnen.

Frau mit dem Korb: (sie findet keinen Platz)Wo ist mein Platz.

Propagandist: Ihre Frage ist nur ein Vorwand. Finden Sie selbst einen Platz. Zögern Sie nicht, sonst kostet es für Sie zuviel. (Die Frau ist verdutzt und versucht, einen Platz zwischen den anderen zu finden.)

Propagandist: Bitte, Ihr Standplatz ist in einer der Ecken. (Die Frau ist immer noch verdutzt.)

Sekretär: Wir sind bereit, Sir.

Propagandist: Bitte, Anfangen! (der Sekretär  und die stumme Frau und der Mann versuchen, den Ziegelstein zu erreichen, aber sie können nicht.)

Propagandist: (steht oben) Ihre Füße sollten nicht die Linien berühren.

(Er fängt an zu lachen und fährt dabei fort, die Frau mit dem Korb anzuregen, einen Platz auf dem Dreieck zu nehmen.)Dort, meine Dame. Hier!

Die Frau wird bei Jedem ihrer Versuche von allen Seiten zurückgewiesen. Sie wird mehr und mehr nervös und wirft sich schließlich mitten in das Dreieck und nimmt den Ziegelstein an sich.

Propagandist und Mann und Sekretär: Was! Oh' Gott!

Mann: Eure Ehren, sahen Sie, was sie gemacht hat?!

Sekretär: Diese Tat ist unverzeihlich.

Propagandist: Sie, Frau, Sie haben anderer Recht verletzt.

Frau mit dem Korb: (sie liegt auf dem Fußboden.) Ich habe es Ihnen gezeigt. Ich habe mich bemüht.  

Propagandist: Aber, nicht um jeden Preis. Jetzt haben wir das Problem!

Mann: (etwas verärgert) Warum machen Sie Ihre Situation schlechter?

Sekretär: Es ist zu spät, was geschehen sollte, ist geschehen.

Die stumme Frau beginnt wieder mit ihren Puppenbewegungen. Die erzählende Stimme wird vernommen.

Erzählung Stimme: Wenn dieser Ziegelstein Brot wäre, würde nichts geschehen. (der Satz wird zweimal wiederholt.)

Propagandist: (zur stumme Frau) Bitte, verbreiten Sie keinen Klatsch.

Frau mit dem Korb: Das ist Unrecht. Ich hatte keine andere Wahl. Ich musste es so tun!!

Sekretär: Eure Ehren, sie hat bekannt!

Mann: Ich bin Augenzeuge!

Propagandist: Es ist beendet. Lassen Sie uns auf den Urteilsspruch des Gerichtes warten.

Der formal gekleidete Mann kommt herein und gibt dem Propagandisten ein Papier und verschwindet wieder.

Propagandist: Der abschließende Urteilsspruch des Gerichtes wird verkündet. Bitte, der Sprecher lese den Urteilsspruch.

Sekretär: Erheben sie sich, bitte. (der Propagandist gibt dem Sekretär das Papier und der Sekretär  gibt es der stummen Frau, und die stumme Frau geht zur Tribüne und beginnt den Urteilsspruch zu lesen, aber ohne Laut.)

Frau mit dem Korb: Nein, nein, das ist nicht wahr! Glauben Sie es nicht.

Propagandist: Bitte, sprechen Sie nicht.

Mann: Ehrlich gesagt, diese Sachen können nicht von ihr erfolgt sein.

Propagandist: Das Leben ist süß!

Sekretär: (aufgeregt) Das ist ein historischer Urteilsspruch!

Frau mit dem Korb: Ich bin unschuldig. (sie schreit) Glauben sie es nicht. Das ist eine absolute Lüge.

Die Wörter der stummen Frau werden beendet.

Propagandist: Der Urteilsspruch ist binden und sollte ausgeführt werden. Sie, Beschuldigte! Wenn Sie noch ein letztes Wort sagen möchten, können Sie das jetzt tun.

Frau mit dem Korb: Wörter!!

Mann: Sie können von dieser Gelegenheit profitieren und erklären, was immer Sie auch möchten!

Sekretär: Wir sind bereit. (die Frau mit dem Korb erstarrt jeden von ihnen an blickend. Dann überkommt sie Übelkeit. Sie läuft in Richtung des roten Mulleimers und erbricht sich in ihn.)

Sekretär und Mann: (erschrocken) Sahen Sie, was sie sagte!

Propagandist: Sie ist ein Atheist!

Das Bellen einiger Hunde und der Ton von Polizeipfeifen sind zu hören. Der Sekretär, der Propagandist und die stumme Frau eilen. Der Mann und die Frau mit dem Korb bleiben allein.

Die Fabriksirene wird gehört und Schatten eines hohen Gebäudes fallen auf die Bühne.

Mann: Ich erkläre Ihnen, dass niemand sie in dieser verdutzten Ruhe hören kann.

Frau mit dem Korb: Lassen Sie mich allein.

Mann: Kann ich Ihnen helfen?

Frau mit dem Korb: Ich wünschte nur, dass niemand mich in dieser Situation sähe.

Mann: Ich verstehe Sie. (Eine ziemlich lange Pause entsteht.) Will sagen, dass ich Sie möglicherweise verstehe. (Er möchte gehen.)Was tun Sie nach dem Tod?

Frau mit dem Korb: (sie dreht sich dem Mann zu.) Ich gehe in die Landschaft.

Mann: (lächelnd, weil er begeistert.) Ich ging dort letztes Jahr. Es ist kein schlechter Platz. Dort ist es nur ein wenig kalt. (Eine Pause.) Ich meine, dass es notwendig ist, warme Kleidung mitzunehmen. Die Kälte könnte sich in Ihnen verfangen.

Der Mann bindet ihr seinen roten Schal um. Die Frau und der Mann sehen einander an, dann lächeln und fangen an, laut zu lachen.

Man hört das Hupen von Autos und den Lärm der Leute.

Vorhang

Mehran Tizkar

Teheran- 1996

www.mehrantizkar.com

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